Viele der fast 50 Teilnehmer haben ihre persönlichen Ziele erreicht oder engagieren sich in der ehrenamtlichen Gruppe "Wir-na-und" für mehr Inklusion.
Aus ihrer Arbeit weiß die Caritas, dass es Menschen ab 50 bei der Suche nach neuen Berufs- und Lebensperspektiven nicht immer einfach haben. So entstand die Idee zum "Altissimo", das vor drei Jahren startete. "Wir stellen die Person, ihre Wünsche und Träume in den Mittelpunkt", erklärt Projektleiterin Helga Noe. Sie nutze das Verfahren der "Zukunftsplanung", dass die Familie
und Freunde intensiv in den Begleitungsprozess einbezieht.
Ein Beispiel aus der Praxis: Der 50-jährige Walter K. lebte seit der Schulzeit bei seinen Eltern, hatte keine Kontakte zu Gleichaltrigen und aufgrund seiner körperlichen Behinderung keine Arbeit. Sein größter Wunsch "arbeiten zu gehen und nette Menschen zu treffen". Helga Noe erstellte mit ihm und seinen Verwandten einen Zeitplan und überlegte, wer Walter unterstützen könnte. Im September 2013 war es dann soweit: Walter K. fand eine Anstellung in der Werkstatt "Maximilian Kolbe" der Caritas.
"Altissimo" stieß im ganzen Landkreis Konstanz auf Resonanz: In den vergangenen drei Jahren haben 47 Personen ganz unterschiedliche Ziele und Träume verfolgt - von "Ich möchte nach Berlin ziehen" über "Ich möchte Qigong-Lehrer werden" bis "Ich möchte aufhören zu trinken".
Das Besondere am Projekt: gelebte Inklusion
Helga Noe holte sich von Beginn an Ehrenamtliche mit und ohne Behinderungen ins Team. Daraus entstand die Gruppe "Wir-na-und", die schnell auf 15 Personen angewachsen ist. Die Gruppe hilft Helga Noe zum einen bei der Zukunftsplanung. Zum anderen führt sie eigene Aktionen durch - von der "Fröhlichen Singgruppe" bis zu Demonstrationen für eine barrierefreie Bewegungszone am Konstanzer Bahnhof.
Obwohl nach drei Jahren die Co-Finanzierung der Baden-Württemberg-Stiftung ausläuft, geht es für das Projekt weiter: Der Caritasverband plant, zügig eine Beratungsstelle für Menschen mit Behinderungen und deren Angehörige einzurichten und stellt bei der Aktion Mensch einen Förderantrag. Mit einer halben Stelle kann Helga Noe dann die "Altissimo"-Zukunftsplanung weiter anbieten, die Gruppe "Wir-na-und" begleiten und die Caritas-Wohngruppen und -Werkstätten beraten. "Inklusion sehen wir als eine entscheidende Aufgabe. Deshalb investieren wir in diesen Bereich", sagt Caritas-Vorstand Matthias Ehret.
Bildunterschrift: Martin Prüm ist einer von 50 "Altissimo"-Teilnehmern. Die Zukunftsplanung hat im auf dem Weg zu seinem Traum geholfen: Seit Herbst 2012 ist der Rollstuhlfahrer Qi Gong-Kursleiter.